Pferd frisst Holz

Hilfe, mein Pferd frisst Holz!

Stella tut es, Bubi auch. Sehr zum Leidwesen von Stallbesitzer Claus, den hin und wieder das Gefühl beschleicht, dass in seinem Stall keine Pferde, sondern kleine Biber hausen.

Alles wird mit Hingabe benagt: Holzwände, großflächig angenagt, der Anbindebalken, nur noch ein Hauch seiner selbst, Holzzäune lassen die Behausung einer Termitenarmee vermuten. Sogar bei gesamten Offenstallkonstruktionen fragt sich der besorgte Pferdehalter, wie lange die auf ein tragfähiges Minimum angenagte Dachkonstruktion aus Holz wohl noch hält.

Was steckt hinter der ausgedehnten Knabberlust? Ganz normal, oder gar gefährlich?

Zunächst einmal sollte überprüft werden, ob stets genügend Raufutter zur Verfügung steht. Zu lange Fresspausen können dazu führen, dass irgendwann aus Hunger oder Langeweile die Inneneinrichtung angefressen wird. Wir gehen nun aber davon aus, dass eine artgerechte Haltung und Fütterung gewährleistet ist. Warum also fressen Pferde Holz?

Zur Beruhigung:

Sowohl bei Pferden in freier Wildbahn, als auch bei gut genährten Sport- und Freizeitpferden stehen Holzfasern in Form von Ästen, Zweigen, Blättern, Rinden und Wurzeln mit auf dem Speiseplan. Dabei liefern Holzfasern keinen Beitrag zur Energiegewinnung und werden unverdaut wieder ausgeschieden. Dennoch liefern sie als sogenannte Ballaststoffe einen wichtigen Beitrag zur Verdauung der aufgenommenen Nahrung. Im Verdauungssystem werden die Nahrungsbestandteile aufgespaltet und durch die Darmwand aufgenommen, wodurch sie dem Stoffwechsel zur Verfügung stehen. Ballaststoffe in der Nahrung sind aufgrund ihrer Struktur für die Peristaltik des Darms verantwortlich und sorgen dafür, dass der Nahrungsbrei in der richtigen Geschwindigkeit weiter transportiert wird. Auf diese Weise können Nahrungsbestandteile aufgeschlossen und dem Stoffwechsel verfügbar gemacht werden. Im Gegensatz zum Menschen, bei dem nahezu alle Faserarten als Ballaststoffe wirken, werden beim Pferd Cellulose, Hemicellulose und Pektine durch Mikroorganismen im Darm verdaut und in Energie umgewandelt. Lediglich Holzfasern (Lignin) sind für Pferde unverdaulich und wirken hier als Ballaststoffe. Sie sorgen für den Weitertransport der Nahrung in der richtigen Geschwindigkeit und für die Aufnahme der Nährstoffe in den Stoffwechsel.

Aus diesem Grund ist das Fressen von Holzfasern ein ganz natürlicher Bestandteil der Ernährung, entweder in Form von Ästen und Zweigen auf der Koppel, als Stroh, oder eben auch in Form der Inneneinrichtung, wenn keine andere Holzfaserquelle zur Verfügung steht.

Besteht Zugang zu frischen Ästen und Zweigen, werden diese nicht nur mit Begeisterung angefressen, auch die Baumrinde wird mit viel Geschick abgeschält und verspeist. Baumrinden enthalten Bitterstoffe, die ebenfalls die Darmperistaltik anregen, sowie wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente. 

Verstärktes Nagebedürfnis in den Wintermonaten

Viele Pferdebesitzer beobachten bei ihren Pferden gerade gegen Winterende ein verstärktes Bedürfnis an Holz zu nagen, ohne dass dieses gefressen wird. Auch hierfür gibt es eine einfache Erklärung: hier steht nicht die Darmregulierung, sondern der natürliche Abrieb der Schneidezähne im Vordergrund. In den Wintermonaten fehlt in den meisten Fällen der natürliche Abrieb, der durch das Abrupfen von Gras auf der Koppel zu Stande kommt. Die unzureichende Abnutzung der Scheidezähne wird versucht über das Holznagen auszugleichen, um hier einen gewissen Zahnabrieb zu erzielen. 

Knabberholz anbieten?

Dass Pferde Holz in Form von Ästen, Zweigen, Rinden und notfalls auch in Form der Stalleinrichtung fressen, ist also durchaus normal. Sicherlich freut sich jeder Stallbesitzer, wenn die Holzaufnahme nicht in Form seiner Inneneinrichtung erfolgt, zumal diese häufig mit Holzschutzmitteln behandelt und damit alles andere als gesund für den empfindlichen Pferdemagen ist. Daher lohnt es sich, den Pferden regelmäßig Knabberholz zur Verfügung zu stellen, um eine Möglichkeit für natürlichen Zahnabrieb, sowie zur gesunden Aufnahme von Holzfasern zu geben. Gleichzeitig wird mit Knabberhölzern auch gerne gespielt, was gerade in den Wintermonaten, in denen Koppelgang nur eingeschränkt möglich ist, der Langeweile den Kampf ansagt.

Aber Vorsicht: nicht jedes Knabberholz ist für Pferde geeignet!

Besonders gesund für Pferde sind folgende Knabberäste und Zweige:

  • Obstbäume (Apfel, Birne, Pflaume)
  • Brombeersträucher
  • Birke
  • Erle
  • Weide
  • Haselnuss
  • Ulme
  • Pappel

    Nadelbäume sollten nach Möglichkeit nicht angeboten werden. Nadeln enthalten ätherische Öle, die Schleimhautreizungen im Pferdemaul und im empfindlichen Magen-Darm-Trakt hervorrufen können. Christbäume auf der Koppel zu entsorgen, um dem Pferd eine Spielmöglichkeit zu gönnen, ist zwar häufig gut gemeint, aus genannten Gründen aber keine gute Idee. Zusätzlich können sich unzerkaute Nadeln im Darm festsetzen und hier weiteren Schaden anrichten.

    Des Weiteren gibt es auch einige Baumarten die giftig für Pferde sind und deren Äste und Zweige keinesfalls angeboten werden dürfen (keine vollständige Auflistung):

    • Akazie
    • Ahorn
    • Buchsbaum
    • Buche
    • Efeu
    • Eibe
    • Eiche
    • Tuja
    • Rosskastanie
    • Walnuss
    Was sollte bei der Auswahl der Knabberäste noch beachtet werden?

    Natürlich sollten angebotene Knabberzweige und -äste immer ungespritzt sein.

    Aber es stellt sich auch die Frage, ob eher junge Triebe mit Blättern angeboten werden, oder ausgewachsenes Stammholz?

    Grundsätzlich spricht nichts dagegen, auch junge Triebe mit Blättern zur Verfügung zu stellen. Beachtet werden sollte allerdings, dass diese energiereicher sind als ausgewachsenes Stammholz. Dies spielt vor allem bei Pferden mit Hufrehe, oder anderen Erkrankungen, bei denen keine hohe Energiezufuhr erfolgen sollte, eine Rolle.

    Die angebotenen Äste sollten nicht splittern, sich schon zersetzen oder gar schimmeln. Auch Baumarktware oder Dekoholz ist hier nicht geeignet, da diese Hölzer meist chemisch behandelt werden, um optisch ansprechender zu wirken.

    Knabberholz einfach auf den Boden legen, oder doch besser befestigen?

    Die meisten Pferde haben viel Spaß dabei, Knabberäste durch die Gegend zu schleppen. Allerdings sollte hier immer eine gewisse Verletzungsgefahr bedacht werden. Lose Äste können wegrutschen oder wegrollen und unter Umständen zu Verletzungen auf Liege- und Fressplätzen führen. Daher kann es sinnvoll sein, Knabberäste in der Box und im Auslauf an Wänden zu fixieren.

    Fazit:

    Mit Knabberästen und -zweigen kannst du deinem Pferd viel Freude bereiten. Zusätzlich zu einer artgerechten Beschäftigungsmöglichkeit unterstützt du die Verdauung deines Pferdes und bietest die Möglichkeit für einen Abrieb der Schneidezähne.

    Sieh Dich doch bei deinem nächsten Spaziergang einfach einmal nach geeigneten Knabbermöglichkeiten für dein Pferd um, bestimmt findest du etwas!

    Wenn du dir unsicher bist, ob das gefundene Holz geeignet ist, nichts passendes findest, oder du ganz einfach keine Möglichkeit hast, kannst du dich gerne in unserem Shop umsehen. Hier findest du Knabberhölzer zur einfachen Befestigung aus bayerischen Wäldern. Alle Hölzer sind naturbelassen und wurden schonend über einen längeren Zeitraum getrocknet, um Schimmel- und Pilzbefall auszuschließen.

     

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